Meine Leidenschaften

 

 

Bereits vor etliche Jahrzehnten gab es bei uns schon Hunde. Mein Vater war begeisterter Hundesportler und ich wuchs mit Schäferhunden auf.

 

Später teilten mein Mann und meine beiden Kinder die Liebe zu Tieren mit mir und als wir, nach etlichen Umzügen, endlich in Ingolstadt sesshaft wurden und die räumlichen Möglichkeiten hatten, holten wir uns unseren ersten Hund. Natürlich war es ein Schäferhund und natürlich war er aus dem Tierheim.

 

Wenn ich die Möglichkeit hätte, hätte ich ein privates Tierheim zuhause, aber mein Gesundheitszustand erlaubt mir keine größeren Kraftanstrengungen. Alles, was ich nicht auf die Reihe bringe, muss ich dann auf meinen Mann abwälzen und der ist mit unseren Vierbeinern richtig gut ausgelastet. Noch dazu, da wir bemerkt hatten, dass nicht nur Hunde unsere Leidenschaft sind, sondern wir auch durch besondere Umstände auf die Katz´ gekommen sind.

 

Gina, Gino, Jana, Felix, Moritz, Curley, Kayen, ich weiß nicht, ob ich nicht ein paar vergessen habe, aufzuzählen, aber ohne einen solchen Pelzträger wäre ein Leben für mich nicht mehr vorstellbar. Und nachdem uns die Schicksale der Tiere am Herzen liegen haben wir alle, außer einem, aus dem Tierschutz geholt. Kürzlich wurde aber unser Rudel, das bisher nur aus zwei Vierbeinern bestand, um zwei erweitert. Eine Bekannte hatte bei ihrem täglichen Spaziergang mit ihren Hunden einen Wurf ganz kleiner, ausgesetzter Kätzchen in einem Feld gefunden, die natürlich dringend eine Bleibe suchten. So leben wir seitdem zusammen mit unserer ältesten Mitbewohnerin, der 12 Jahre alten Katze Curley, den beiden schnurrenden Neuzugängen Samantha und Geronimo und Willi, dem Owtscharka.

 

Willi ist ein zentralasiatischer Owtscharka, ein Herdenschutzhund, den ich vor drei Jahren aus dem Tierheim geholt hatte, nicht wissend, was ich mir da angelacht hatte. Und als ich merkte, dass dieser Hund so ganz und gar anders war, als alles, was wir bisher hatten, begann ich seine Geschichte aufzuschreiben. Daraus ist ein Buch entstanden, das ein wenig lustig und ein wenig nachdenklich das Schicksal unserer Mitgeschöpfe beschreibt. Meine zusätzlichen Hobbys, die Malerei und die Kalligraphie haben mir dabei geholfen, diesem Werk den passenden Rahmen zu verleihen.

 

Wenn ich nicht gerade in unserem Garten als Maulwurf tätig bin, verbringe ich meine Zeit, die ich mir kräftemäßig gut einteilen muss, mit den Tieren. Allerdings ihretwegen auch oft mit dem Staubsauger und Putzeimer und alles, was früher schnell und kurzerhand erledigt war, dauert jetzt seine Zeit. Und dann gibt es auch noch den PC. Durch die Hilfe meines Sohnes und meiner Tochter, die beide beruflich damit arbeiten und das know-how besitzen, kann ich ein wenig damit umgehen und die Vorteile genießen.

 

Die Tiere haben unser Leben geprägt. Das, was für viele erstrebenswert ist, spielt bei uns eine untergeordnete Rolle. Wir sind angebunden und das sind wir gerne. Unser Urlaub spielt sich hauptsächlich im Garten ab und wenn wir uns einmal ein paar Tage gönnen, zum Beispiel zum Skifahren, geht uns nach kurzer Zeit ganz schön was ab. Ich bin aber gerne zuhause, denn my home is my castle. Und das, was uns unsere Tiere an Zuneigung und Freude schenken, kann der schönste Urlaub in wer-weiß-wo nicht wettmachen.

 

Bis auf unsere allererste Hündin waren alle anderen „mehr oder weniger schwierig“. Dieses Privileg haben wir irgendwie gepachtet. Es hat in den letzten Jahren sehr viel Liebe, Geduld und Aufopferungsbereitschaft gekostet, damit umzugehen - einen unproblematischen Hund kann ja auch jeder haben! Und so haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, mit unseren schwierigen und vorgeschädigten Hunden umzugehen und ihnen ein möglichst normales Leben und eine gute und geeignete Umgebung zu bieten. Mein Buch beschreibt das auffälligste Exemplar, nämlich unseren Willi. Er hat uns stellenweise den letzten Nerv geraubt, trotzdem könnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Und wenn es Willi mal wieder auf die Spitze treibt, dann habe ich noch meine Katzen. Egal, ob ich sie gerade gebrauchen kann oder nicht, sie lassen sich einfach auf mir nieder und schnurren und dann kann ich so viel Kraft und Ruhe tanken, die ich schließlich dringend für unseren Willi wieder benötige.